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Trend Autumn/Winter 2015: „Versteckspiel“ mit Turtleneck & Co.

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Stylemag_Trendwatch_Victoria Beckham

Trends sind jede Saison aufs Neue durch einvernehmliche Hauptaugenmerke geprägt – von versetzten Silhouetten, nackten Beinen, dem Fokus auf die Taille, der Farbe Rot, der Farbe Gelb oder einfach nur dem Schuh des Jahres. Nicht selten geht es dabei darum, einen bestimmten Teil des Körpers besonders hervorzuheben, je nachdem was Zeitgeist und aktuelle Schönheitsideale den Designern gerade so auferlegen. Das Kompendium modischer Tendenzen ist groß, wenn auch oft ein ewiges Zitate vorangegangener Stile. In den letzten Saisons setzte sich eine Tendenz jedoch erstaunlich oft durch: Das Mittel der „Deformation“ und des Bruches mit dem bisher Gekannten. Grenzen, die zunehmend verschwimmen – ob innerhalb althergebrachter Normen oder zwischen den Geschlechtern. Unisex-Mode ist längst eine etablierte, unabhängige Kategorie, Männerkollektion werden inzwischen oft von Frauen inszeniert wie anders herum. In Zeiten gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und kultureller Krisen scheint es auch um die persönliche Zugehörigkeit ungewiss zu stehen. Und auch die Mode hebelt alte Regeln aus den Fugen und geht auf die Barrikaden.

Nebst den Anleihen und Zitaten aus der Menswear stechen in diesem Herbst/ Winter 2015 ein paar Details besonders ins Auge: Labels wie Celine, Jacquemus, Joseph, Vetements oder Yohi Yamamoto setzen auf zwei neue Körperteile: Den Hals und die Hände, sichtbar gemacht durch Unsichtbarkeit – frei nach dem Motto „Ich sehe was, was Du nicht siehst, und das macht neugierig.“ Inszeniert wird der neue Trend durch zwei eigentlich traditionelle aber neu aufgelegte Elemente: Den Rollkragen aka „Turtleneck“ und überlange Ärmel (wie sie 2011 bereits bei Margiela aufgetaucht sind), Armstulpen und Handschuhen.

Jahrelang eine Domäne der Männermode, ward der Rollkragen in der Farbe Weiß in den 1950er Jahren der Inbegriff der weiblichen Revolution, inspiriert von Jean-Paul Sartre und den Existentialisten in Paris, die sich ihm in Schwarz mit der eben gleichen Intention als Symbol ihres Freigeistes bedienten. Ein Pullover, der es ernst meint mit der philosophischen Frage nach dem Sein und vielleicht genau deshalb heute wieder Thema ist? Während viele Details in der Mode oft für Zerstreuung sorgen und nach Aufmerksamkeit haschen, lenkt der Rollkragen schüchtern und doch selbstbewusst alle Aufmerksamkeit ins Gesicht und aufs Mienenspiel. Jede kleine Nuance von Wut, Melancholie, Freude und Spott wird in ihm überdeutlich. Getragen wird der Trend im Herbst 2015 vorzugsweise in Form von Layerings – ob unter einem Overall, einem V-Neck Pullover oder einem Glitzerkleid – DKNY, Hermes, Thakoon und Sonia Rykiel machen es vor. 

Inspiriert vom klassischen Muff treiben die Designer ein ähnliches Versteckspiel an den Händen: Arm- und Beinstulpen wohin das Auge reicht, z.B. bei 22/4, Marni, Topshop, Gucci oder Céline. Stulpen haben eine traditionsreiche Vergangenheit und erfreuten sich vor allem funktionaler Beliebtheit. Diese Saison ließe sich die Wiederkehr des zuletzt in den 1990er-Jahren gesichteten Accessoires vielleicht anhand seiner semantischen Herkunft erklären: „Stulpen“ bedeutet so viel wie „den Rand von etwas umkehren/umstürzen“. Inwiefern auch das mit einer modischen Rebellion in Verbindung gebracht werden kann und ob diese nachträgliche Interpretation von den Designern so intendiert war, ist eine andere Frage! Vielleicht sind aber gerade diese kleinen Details unterschwellig ein Hinweis darauf, was in der Gesellschaft vorgeht. Elie Saab, MSGM, Lanvin und Margiela treiben das Versteckspiel zum Höhepunkt und schmücken die Hände mit eleganten Abendhandschuhen. Auch hier wird ein ursprünglich eher funktionales, später beliebtes Requisit der Verführung zum stilbewussten Alltags-Must-Have erkoren. Noch um 1900 galten nackte Hände als unschicklich, in den 1920ern avancierte der Handschuh dann zum unerlässlichen Mode-Accessoire und kehrt in diesem Jahr inspiriert vom Rita-Hayworth-Glamour der 1940er-Jahre, dem Marilyn-Sex-Appeal der 1950er und dem Jackie-Kennedy-Chic der 1960er zurück auf den Laufsteg und die Straßen.

Mehr dazu in der Bildergalerie anbei:

Trend AW15/ "Versteckspiel" mit Thakoon, DKNY, Hermes und Sonia Rykiel Trend AW15/ "Versteckspiel" mit Margiela, Lanvin und MSGM Trend AW15/ "Versteckspiel" - Armstulpen und überlange Ärmel bei Celine Trend AW15/ "Versteckspiel" - Überlange Ärmel bei Vetements Trend AW15/ "Versteckspiel" - Überlange Ärmel bei Jacquemus Trend AW15/ "Versteckspiel" - Monchrome-Looks mit Rollkragenpullover bei Victoria Beckham Trend AW15/ "Versteckspiel"

 

 

Credits: Bilder: PR, Collagen Stephanie Johne 


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